

Botaniker sind berüchtigt, Spezial-Begriffe zu erfinden, um verschiedene Blütenphänomene zu erklären.
Für mich ist interessanteste Begriff: „Kauliflorie„. Die Bezeichnung stammt aus dem griechischen χαυλός für „Stängel, Schaft, Stamm“ und vom lateinischen flos, floris für „Blume, Blüte“. Dieses Wort „Kauliflorie“ kann also wörtlich übersetzt werden mit Stammblütigkeit und -früchtigkeit. Die Blüten, Blütenstände und damit auch die daraus wachsenden Früchte entstehen direkt an verholzten Pflanzenteilen.

Es ist bekannt, dass die Insektenfauna von Regenwäldern in verschiedenen Höhen über dem Boden in horizontalen Schichten verteilt ist. Viele „Kauliflorie“-Arten haben von einer Insektenfauna profitiert, die in Bodennähe lebt.
Laut Stebbins stammen die heutigen kauliflorhaltigen Arten, die im Regenwald leben, von Vorfahren ab, die in offeneren Lebensräumen lebten.

Blüten, die zur dieser Gruppe der Kauliflorie gehören, sind im Allgemeinen ziemlich robust und gut haftend und können der „Sondierung“ größerer Vögel und Säugetiere standhalten.
Vielleicht ebenso wichtig sind die großen Früchte, die den Frugivoren leicht zugänglich sind, da sie die Samen dieser Pflanzen verteilen.
Tierische Besucher von Kauliflorie-Arten können in die folgenden vier allgemeinen Klassen eingeteilt werden.
Klasse 1:
Säugetiere, die sich von den Früchten und dem Nektar von diesen Bäumen ernähren

Klasse 2:
Vögel, die sich von den Früchten dieser Bäume ernähren
Klasse 3:
Obstfressende Fledermäuse, die sich nach festkrallen an den Ästen von den Früchten, insbesondere den tropischen Feigen ernähren

Klasse 4:
Kleine, krabbelnde und fliegende Insekten, die häufig die Blumen unter dem Baumkronendach besuchen.


Dies ermöglicht auch schwereren Tieren, etwa kleinen Säugern, die Bestäubung. Für Vögel oder Fledermäuse sind diese Blüten besser erreichbar. Die danach entstehenden Früchte befinden sich oft direkt am verholzten Stamm oder an dicken Ästen, um die teils schweren Früchte besser zu halten. Dabei kann es sein, dass die Früchte längere Stiele haben.
Beispiele für KAULIFLORIE
- Goethea strictiflora
- Jackfrucht
- Papaya
- Australische Kastanie
- Johannisbrotbaum
- Judasbaum
- Kalebassenbaum
- Froschfrucht
- Seidelbast
- Feigen
- Wasserapfel
- Kakao
Goethepflanze – eine interessante Geschichte:


Die Goethepflanze ist ein Strauch aus dem Unterwuchs brasilianischer Regenwälder, dessen kleine rote Blüten von besonderer Ästhetik sind. Die Blüten entspringen direkt am Stamm. Der Botaniker C. G. D. Nees von Esenbeck widmete die Pflanze 1823 dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe, worüber dieser sich sehr erfreut zeigte. Bei den Blüten fallen zuerst vier große rote, zum Teil weißlich gezeichnete Außenkelchblätter auf. Die rote Blütenfarbe von Goethea strictiflora sind ein deutlicher Hinweis auf Vogelbestäubung, in diesem Fall durch südamerikanische Kolibris.
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